Biowasserstoff-Magazin

E-Mails an Personen und Persönlichkeiten

E-Mail von Michael Anton an 3sat, 02.06.2008

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Wasserstofferzeugung und Brennstoffzelle. Beim "Durchforsten" des Internet auf der Suche nach neuen Erkenntnissen entdeckte ich das Interview mit Herrn Ulf Bossel von Brennstoffzellenverband. Sendung und Sendezeitpunkt sind mir leider nicht bekannt. Herr Bossel plädiet für nachhaltige Energie (Photovoltaik und Windstrom) und sagt zu recht, dass H2 aus Strom, der beim Endverbraucher mit Brennstoffzellen wieder in Strom gewandelt wird ist 4x so teuer. Dabei übersieht er wissentlich die Möglichkeit der H2 Erzeugung durch die Vergasung von Biomasse und Reststoffen (ich weiß, dass ihm dieser Sachverhalt bekannt ist). Er geht auf diese nicht ein!

3sat hat in der Vergangenheit auch Beiträge zu diesem Teilbereich gesendet (Biomasse-Vergasung). So wurde ein Beitrag über die SPOT AG gesendet und es gab einen Beitrag unter der Überschrift "Biomasse produziert Brenngas für BZ". Die Potentiale der Biomasse sind - laut Berechnungen von Herrn Dipl.Ing Karl-Heinz Tetzlaff, mehr als ausreichend um überall in der Welt genügend H2 herzustellen um damit den gesammten Energiebedarf der Menschheit zu erzeugen. Trotz Bevölkerungs-Wachstum und derzeitigem Hunger. Er hat dies für Deutschland, für Europa (EU25) und auch für Indien (ein 3.Welt Land mit Hungerproblemen) anschaulich und nachvollziehbar in seinem Buch "Bio-Wasserstoff" belegt.

Einmal produzierter Strom ist sicherlich beim Endverbraucher am besten einzusetzen. Übersehen wird die Notwendigkeit Überschüsse aus Wind und Photovoltaik zu speichern (hier denkt man an H2 trotz schlechtem Wirkungsgrad gegenüber Pumpspeicherkraftwerken). Übersehen wir auch, dass bei einem Einsatz von BZ beim Endkunden und einer Produktion von H2 aus Biomasse vielleicht niemand mehr Strom kaufen möchte. Bei einer Umstellung des Gasnetzes in ein Netz für H2 (dies ist problemlos und sukzessive möglich) ist der Preis für Strom beim Endkunden kleiner als der Preis für den Transport von Strom im heutigen Netz! (Ohne die Kosten für den Strom selbst!)

! Übersehen wird aber vor allem, dass uns die Zeit davon läuft. !

Strom aus Wind und Photovoltaik (und natürlich solarthermischen Kraftwerken) wird auch in dem beschriebenen System seinen Platz haben.

Der Gesammtwirkungsgrad einer solchen Umstellung (System Energie-Effizienz) betüge ca 93%. Heute sind es grade einmal 37%. H2 im Netz und BZ beim Endkunden machen also sehr viel Sinn! Somit könnte mehr als die Hälfte der eingesetzten Primärenergie eingespart werden.

Ich würde es begrüßen, wenn es in 3sat zu einem (umfangreichen) Bericht über dieses Thema kommen würde. Herr Tetzlaff wäre dem gegenüber sicherlich sehr aufgeschlossen. Er wohnt ganz in der Nähe ihrer Sendezentrale in Mainz!

Mehr Infos auf www.bio-wasserstoff.de (ist eine Seite für interessierte Laien und entsprechend aufgebaut. Er kann auch wissenschaftlicher) Beiträge anderer Personen zum Thema unter "Biowassserstoff-Magazin". Vorträge von Herrn Tetzlaff unter "News".

Seine Kontaktdaten:

Dipl. Ing Karl-Heinz Tetzlaff

(Adresse)

Mit freundlichen Grüßen

Michael Anton

(Adresse)

PS: Natürlich wäre es gut einen Hinweis auf eine evtl. Sendung zu erhalten! Die interessantesten Beiträge gehen oft aus "Unkenntniss" verloren.

Anmerkung: Die Adressen wurden vor Veröffentlichung auf dieser Seite entfernt.

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E-Mail von Michael Anton an Herrn Ulf Bossel <ubossel@bluewin.ch> 21.02.2008

Subject: Strom kontra Wasserstoff?

Michael Anton, Ober-Ramstadt

 

Sehr geehrter Herr Bossel,

durch verschiedene Beiträge und Diskussionen - u.a. im Biowasserstoff-Magazin wurde ich auf Sie aufmerksam. Auch ihre Antwort auf das Schreiben von Herrn Richey vom Januar 2008 habe ich gelesen.

Es ist richtig, dass wir Energie und nicht dessen Träger benötigen. Es ist auch richtig, dass Windanlagen und Fotovoltaik eine bessere Flächenausnutzung bringen als der Anbau von Biomasse. Derzeit ist diese Energie aber noch teurer als die aus fossielen Brennstoffen. Eine Tatsache die sich - so hoffe ich mit ihnen - bald ändern wird. Dieser "Preis" ist derzeit aber eines der Hauptargumente für den Ausbau von Kohle und - zumindest in anderen Staaten der EU und der Weltgemeinschaft - auch für Kernenergie. Gleichzeitig fehlt es an Speichermedien für Strom. Derzeit vereint nur das Pumpspeicherkraftwerk die Vorteile von hohem Wirkungsgrad, günstigem Herstellungspreis und angemessener Verfügbarkeit. Aber hier wird behauptet, dass die Potentiale ausgeschöpft seien. Statt dessen experimentiert man mit Luftdruckspeichern (ca.50% Wirkungsgrad) oder - noch schlimmer - mit der Zwischenspeicherung in Form von flüssigem Wasserstoff. (Aus Strom mit Verlust H2, Verflüssigung mit Verlust, Verbrennungsmotor mit Verlust.....)

Es kann ja sein, dass wir in einigen Jahren, bedingt durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum, froh sind für jeden Hektar Fläche, der für die Produktion von Nahrung zur Verfügung steht. Es ist aber schon jetzt nicht mehr 5 vor 12 sondern bereits erheblich später geworden. Glaubenskriege sind also wirklich fehl am Platz!!! Eine Umstellung auf Klima-Neutralität hätte eigentlich Vorgestern schon erreicht sein müssen.

Biomasse bietet die Möglichkeit der Speicherfähigkeit wie kaum ein anderes Produkt - zu günstigen Preisen. Wind und Solar benötigen diesen Speicher. Das Erdgasnetzasnetz kann hier wunderbar eingesetzt werden. Es geht doch zunächst um die 100%ige Substitution fossieler und atomarer Energieträger. (Auch ein Stromnetz im Nahbereich wird es wohl immer geben - schon zum Ausgleich von Lasten untereinander.)

Die Vergasung von Biomasse zu Wasserstoff stellt hierzu eine gradezu grandiose Möglichkeit dar. Sie liefert preisgünstige Energie, ist speicherfähig und die Umstellung ist kurzfristig erreichbar. Gleichzeitig ist mit dem Einsatz von Brennstoffzellen bei jeder angestrebten Wärmeerzeugung auch die Bereitstellung eine große Menge von Strom gewärleistet.

Darüber, ob es sinnvoll ist, aus Windstrom Wasserstoff zu erzeugen, sollten wir nachdenken, wenn wir es geschafft haben einen Überschuss an billiger Energie zu erzeugen und nicht jetzt.

Es wäre also, in Anbetracht des Ernstes der Lage, sicher sinnvoll mit Menschen wie Herrn Dipl-Ing. Tetzlaff oder Herrn Richey gemeinsame Sache zu machen. Was nutzt es uns, wenn wir die Wirtschaftlichkeit von Fotovoltaikstrom erreichen (verglichen mit dem Preis von Wasserstoff aus Biomasse), wenn gleichzeitig der Kölner Dom geflutet ist und Flutwellen Tausende von Todesopfern fordern, weil grade mal wieder ein Stück vom Kontinentalsockel abgerutscht ist??

In diesem Sinne möchte ich heute Sie bitten die Artikel und Veröffentlichungen von Herrn Tetzlaff und seiner "Anhänger" nochmals zu lesen - so, wie ich das mit ihrem Antwortschreiben getan habe.....

Miteinander sind wir vielleicht doch stärker als gegeneinander!

Mit freundlichen Grüßen

Michael Anton

 

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Antwort von Herrn Bossel - 21.02.2008

Sehr geehrter Herr Anton

Dank für Ihre Zeilen. Zur Lösung des Energieproblems bin ich immer zu einer kooperativen Zusammenarbeit bereit. Jedoch muss dabei auch deutlich zu erkennen sein, dass es sich um sinnvolle Massnahmen oder Gedanken handelt und dass diese mit der Physik in Einklang stehen.

Mit den Vorschlägen von Herrn Tetzlaff habe nicht nur ich Probleme. Ich möchte aber nicht der Lehrmeister sein und andere über energetische Zusammenhänge informieren. Deshalb macht es wenig Sinn, wenn wir uns auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner treffen. Vielmehr kann ich als Einzelkämpfer viel mehr bewirken und damit dem gemeinsamen Anliegen besser dienen.

Es wäre gut, wenn man meine Aussagen kritischer prüfen würde, bevor man sie kritisiert. Ich lasse mich gerne auf Denk- oder Rechenfehler aufmerksam machen. Mit Visonen und Vermutungen können wir das Energieproblem jedoch nicht lösen.

Mit freundlichen Grüssen

Ulf Bossel

 

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Antwort von Michael Anton - 21.02.2008

Sehr geehrter Herr Bossel,

über die Notwendigkeit auch Biomasse zu nutzen sind wir uns sicherlich einig. Dies gilt Insbesondere für Reststoffe, Abfälle usw. Nasse Biomasse ist für Heizzwecke zunächst ungeeignet. Mit dem Synthesegas-Verfahren lässt sich, aus nasser Biomasse, Synthesegas, Wasserstoff, andere org. Stoffe von Methan bis BTL-Kraftstoff herstellen. Lediglich der Wirkungsgrad sinkt, mit längeren Kohlenstoff-Ketten, ins Bodenlose.

Dieses Verfahren erscheint mir günstiger als eine Biogasanlage weil eine effizientere, vollständigere, Umsetzung erfolgt. Synthesegas lässt sich in Strom wandeln - aber nur mit Verbrennungsmotoren vor Ort. Die Folge sind schlechte Wirkungsgrade. Wasserstoff lässt sich mit Brennstoffzellen immerhin zu je 50% Wärme und Strom wandeln. Das kann am Kraftwerk geschehen; besser aber doch dort wo auch die Wärme benötigt wird. Im Brennstoffzellen-BHKW insgesamt also ein höherer Wirkungsgrad.

Auch mit Methan ist dies möglich - eine wirkliche Alternative? Unsinn ist es sicherlich Wasserstoff zu verflüssigen und dann im Tanklastzug zu transportieren, weil dies wiederum einen hohen Einsatz an Energie erfordert.

Bleibt die Möglichkeit Wasserstoff oder synthetisches Methan im Erdgasnetz zu transportieren. Wandlung in Wärme und Strom möglichst vor Ort. - Das klingt doch plausibel!

Offen bleibt für mich die Frage was denn am Ende billiger und effizienter sein wird. Der Transport von Strom über Land, so wie bei Off Shore Anlagen oder Solarthermischen Anlagen in Nord-Afrika notwendig, oder die Einspeisung von Überschüssen aus Brennstoffzellen ins ortsnahe Netz wenn diese, ganz nebenbei, auch noch den Wärmebedarf decken?! Aufgrund Ihrer Tätigkeit würde ich vermuten, dass auch Sie der Brennstoffzelle hier gewisse Vorteile einräumen. Vorstellbar sind für mich übrigens beide Lösungsansätze und auch eine Kombination der Beiden.

Einzelkämpfer besser als der kleinste gemeinsame Nenner? - Das sehe ich anders.

Gemeinsamkeiten suchen und ausbauen wäre wohl der bessere Weg. Derzeit blockieren sich die Verfechter alternativer Energien gegenseitig - sehr zur Freude der EVU's.

Nochmals vielen Dank für die schnelle Beantwortung meines Schreibens.

Mit freundlichem Gruß

Michael Anton

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