Biowasserstoff-Magazin

Offener Brief an Ethikkommisson "Sichere Energieversorgung"

In einer E-Mail von Arno A. Evers (www.hydrogenambassadors.com) vom 14. April 2011 erhielten wir folgenden Hinweis:

Sehr geehrte Kollegen vom Biowasserstoff Magazin,

anbei finden Sie einen offenen Brief, den ich in diesen Tagen an die Gründerin und alle Mitglieder der Ethik Kommission "Sicher Energieversorgung" geschickt habe. Gern koennen Sie diesen Brief fuer Ihre eigenen Zwecke verwenden.

Mit freundlichem Gruss aus Spanien, wo ich derzeit bin,

Arno A. Evers

 

Gern veröffentlichen wir diesen offenen Brief hier.

Es ist auch eine englische Version verfügbar / english version available » english version open letter

Nun gibt es auch eine spanische Version / version lengua español » español carta abierta

Von dieser Seite mit dem offenen Brief ist auch eine PDF-Version verfügbar » Offener Brief als PDF-Version

Offener Brief an die Gruenderin und alle Mitglieder der Ethikkommisson "Sichere Energieversorgung"

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

sehr geehrte Frau Lübbe, sehr geehrte Frau Reisch, sehr geehrte Frau Schreurs, sehr geehrter Herr Töpfer, sehr geehrter Herr Kleiner, sehr geehrter Herr Beck, sehr geehrter Herr von Dohnanyi, sehr geehrter Herr Fischer, sehr geehrter Herr Glück, sehr geehrter Herr Hacker, sehr geehrter Herr Hambrecht, sehr geehrter Herr Hauff, sehr geehrter Herr Hirsche, sehr geehrter Herr Hüttl, sehr geehrter Herr Marx, sehr geehrter Herr Renn, sehr geehrter Herr Vassiliadis!

Sie sollen: ".vor dem Hintergrund der Ereignisse in Japan die Risiken der Kernenergie neu bewerten. Es geht um eine nationale Energiestrategie, die von der gesamten Gesellschaft als Leitlinie für die nächsten Jahrzehnte akzeptiert wird...". So lautet Ihr Auftrag, der Ihnen am 4. April 2011 von Bundeskanzlerin Angela Merkel erteilt wurde. Ein hoher Anspruch.

Bitte erlauben Sie mir, Sie ein wenig bei Ihrer Arbeit zu unterstützen. Dazu sind einige Zahlen vielleicht hilfreich (siehe nachfolgende Angaben). Sie mögen zwar bekannt sein, enthalten aber ein hohes Verbesserungs-Potenzial. Das Potenzial ist immens. Der Vorteil ist, dass damit sofort begonnen werden kann. Erstaunlicherweise werden diese Zahlen, Daten Fakten weder in so genannten Expertenkreisen noch in den Medien beachtet oder gar diskutiert. Das sollte nicht so bleiben, dafür sind sie zu wichtig.

Eine neue Energiestrategie, die Sie jetzt schaffen sollen, und die als Leitlinie für die nächsten Jahrzehnte gelten soll, ist in der Tat dringend erforderlich. Sie kann allerdings nur auf Grundlage einer sauberen Analyse des Ist-Zustandes erfolgen. Nach Angaben des BDEW, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Berlin*, vom 22. März 2010 ist das deutsche Stromnetz unglaubliche 1 783 209 Kilometer lang. Diese Strecke entspricht viermal der Entfernung von der Erde zum Mond. Zusätzlich werden in Deutschland mehr als 550 000 Transformatoren (Umspannwerke) benötigt, um dieses Netz am Laufen zu halten und nur um Elektrizität vom Ort der Erzeugung (meist immer noch Kohlekraftwerke) zu den Verbrauchern in Industrie, Haushalt und KMU zu bringen. Hier bitte ich um eine Beurteilung durch Sie nach ".gesundem Menschenverstand", ob das jemals sinnvoll war oder gar durch einen weiteren Netzausbau zukünftig gefördert werden sollte. Hier sollten Sie bitte zunächst einmal hinterfragen: Wem nutzt das?

Laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. betrugen die Umwandlungsverluste bei der Stromerzeugung (Verbrauch und Verluste im Umwandlungsbereich, Fackel- und Leitungsverluste) im Jahr 2008 (neuere Zahlen sind leider nicht verfügbar) 141,6 Mio. t Steinkohleneinheiten (1 Mio. t SKE = 29,308 Petajoule). Diese Zahl allein sagt noch nicht viel. Die gesamten Energienutzungen in allen deutschen Haushalten betragen 87,3 Mio. t SKE. Dazu kommen in Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher zusammen weitere 49,2 Mio. t SKE, das entspricht total einer Summe 136,5 Mio. t. SKE. Alle Verbraucher dieser Gruppen benötigen also weit weniger Energie, als die derzeitigen Verluste in der Elektrizitätswirtschaft betragen. Dies ist der aktuellen Energie-Infrastruktur geschuldet, die in ihren Grundzügen in den Jahren 1880-1890 festgelegt wurde. Und sich seither nicht mehr wirklich verbessert hat.

Ein großer "Denkfehler" unserer heutigen Energie-Infrastruktur ist, unter anderem, die Tatsache, das Elektrizität aus erneuerbaren Energien in der Stromwirtschaft seit ihrer Einführung im Jahre 1891 (erstes Wasserkraftwerk ) bzw. in den siebziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts (erste Windkraftwerke) stets wie normale Kraftwerke behandelt werden. Das machte schon immer physikalisch wenig Sinn. Da hilft auch ein smartes Netz nicht wirklich weiter.

Was also tun? Was wir benötigen - und diese Chance haben Sie, liebe Mitglieder der Ethikkommission "Sichere Energieversorgung" jetzt noch - ist ein klares, offizielles Bekenntnis zu einem wirklich echten, dezentralen, zweckbestimmten und kleinflächigen Energiesystem. Damit meine ich, dass die Energie dort umgewandelt wird, wo sie gebraucht wird. Wir benötigen dazu weder Kernkraft-, noch Kohle-, noch Gaskraftwerke. Das schaffen wirklich sinnvoll eingesetzte erneuerbare Energien alles allein. Allerdings nur, wenn sie systembedingt und "ihrer Natur" entsprechend eingesetzt werden. Und zwar je nach lokal vorhandenen erneuerbaren Primärenergien, die dann für eine lokale Nutzung in einem Umkreis von maximal 15 Kilometer umgewandelt werden. Dann benötigen sie auch nur geringe Speicherkapazitäten und können damit auch sämtliche noch benötigte Transportleistung ebenfalls damit abdecken. Die dafür erforderlichen Anlagen sollten jeweils lokal genutzt, betrieben und vor allem auch von den Leuten, welche die Energie umwandeln und beziehen, besessen werden. Dadurch ändert sich das Verbraucherverhalten, auch in der Industrie, automatisch in die richtige Richtung.

Durch all diese Maßnahmen ließen sich die heutigen Energieverluste ebenso reduzieren wie die zunehmend unsicheren Primärenergie-Importe. Mit einer neuen Infrastruktur können wir mehr Energie einsparen, als es unsere gemeinsame Vorstellungskraft es uns vielleicht erlaubt zu glauben. Allerdings setzt dies ein so genanntes Out of the Box-Denken voraus. Außerdem die Bereitschaft, sich objektiv und sachlich mit den vorhandenen Systemkonstellationen auseinanderzusetzten. Als nächsten Schritt benötigen wir dann starke und verantwortlich handelnde Persönlichkeiten, die es verstehen, diese Zusammenhänge unserer Bevölkerung nahezubringen und sie mit ihnen zu diskutieren. Darauf aufbauend, kann man dann die Konzepte zeitnah und lokal umzusetzen. Alle dafür erforderlichen Komponenten und Verfahrensweisen sind z.T. seit Jahren bekannt und bereits vorhanden. Es geht eigentlich "nur noch" um ihre sinnvolle Verbindung Sie alle, liebe Mitglieder der Ethikkommission "Sichere Energieversorgung" haben hier und heute noch die einmalige historische Chance, diesen Quantensprung in unserer Energiewirtschaft einzuleiten. Dazu fehlte es den Verantwortlichen in der Vergangenheit offensichtlich an Durchblick, Mut und vielleicht auch an Zivilcourage. Mögen Sie die Kraft haben, in der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit zu einem vorzeigewürdigen Ergebnis zu kommen. Viele nachfolgende Generationen werden Ihnen dafür dann zu Recht dankbar sein. Bis Ende Mai ist es nicht mehr allzu lange hin. Mit den Energie-Strategie-Weichen, die jetzt, auch von Ihnen, gestellt werden, müssen wir alle wieder lange leben. Vielen Dank für Ihren persönlichen Einsatz in dieser Sache.

 

Für weitere Auskünfte stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

 

Mit freundlichem Gruß,
Arno A. Evers

Arno A. Evers FAIR-PR
Achheimstrasse 3, 82319 Starnberg
tel.: +49 (0) 8151 998923, fax: +49 (0) 3212 9989243
e-mail: arno@hydrogenambassadors.com
www.hydrogenambassadors.com

Gründer des Gemeinschaftsstandes Wasserstoff und Brennstoffzellen (ab 1995) auf der jährlichen HANNOVER MESSE

Mehr über Evers neues Buch hier:
The Hydrogen Society...more than just a Vision?
http://www.hydrogenambassadors.com/order/order.php

Hintergrund-Informationen:

Die Ethikkommission "Sichere Energieversorgung" wird vom früheren Bundesumweltminister und derzeitiger Gründungsdirektor (seit 2.2. 2009) des Instituts für Klimawandel, Erdsysteme und Nachhaltigkeit mit Sitz in Potsdam, Klaus Töpfer und vom Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Matthias Kleiner geleitet. Als weitere Mitglieder berief Bundeskanzlerin Angela Merkel:

Ulrich Beck, ehemaliger Soziologieprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Klaus von Dohnanyi (SPD), früherer Bundesbildungsminister
Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden
Alois Glück (CSU), Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken
Jörg Hacker, Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Jürgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzender der BASF
Volker Hauff (SPD), ehemaliger Bundesminister für Forschung und Technologie
Walter Hirche (FDP), Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission
Reinhard Hüttl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen GeoForschungsZentrums Potsdam und Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften
Weyma Lübbe, Philosophin, Mitglied im Deutschen Ethikrat
Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising
Lucia Reisch, Wirtschaftswissenschaftlerin, Professorin an der Copenhagen Business School, Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung
Ortwin Renn, Risikoforscher, Soziologieprofessor, Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirats von Baden-Württemberg
Miranda Schreurs, US-amerikanische Politikwissenschaftlerin, Leiterin des Forschungszentrums für Umweltpolitik an der Freien Universität Berlin
Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG Bergbau, Chemie, Energie

* Der hier zitierte Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW), Berlin, wird seit Oktober 2008 von der Vorsitzenden der Hauptgeschäftsführung, Hildegard Müller, geleitet. Frau Müller ist mit dem Bundeskanzleramt gut verdrahtet, war sie doch von 2005 bis 2008 Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und verantwortete die Bund-Länder-Koordination der Bundesregierung.

Der BDEW vertritt rund 1800 Unternehmen. Das Spektrum der Mitglieder reicht von lokalen und kommunalen über regionale bis hin zu überregionalen Unternehmen. Sie repräsentieren rund 90 Prozent des Stromabsatzes, gut 60 Prozent des Nah- und Fernwärmeabsatzes, 90 Prozent des Erdgasabsatzes sowie 80 Prozent der Trinkwasser-Förderung und rund ein Drittel der Abwasser-Entsorgung in Deutschland.

Weiterführende Links: Dr. Klaus Töpfer auf der Hannover Messe 2003: http://www.hydrogenambassadors.com/hm03/vips/toepfer.php
Interview mit Dr. Klaus Töpfer auf der Hannover Messe 2003: http://www.hydrogenambassadors.com/hm03/movies/vip5.mpg
Dr. Angela Merkel auf der Hannover Messe 2006: http://www.hydrogenambassadors.com/hm06/vips/merkel.php
Video mit Dr. Angela Merkel auf der Hannover Messe 2006: http://www.hydrogenambassadors.com/hm06/images/movies/240406_Dr_Angela_Merkel.mpg
Informationen über das deutsche Hochspannungsnetz:
http://www.hydrogenambassadors.com/background/deutsches-hochspannungsnetz.php
Informationen über die Energiebilanz in Deutschland 2003 im Vergleich zu 2007:
http://www.hydrogenambassadors.com/background/energiefluss-deutschland-2003.php

Arno A. Evers FAIR-PR • Starnberg • Germany • Tel: +49 (0) 8151 99892 3

 

Die deutsche online Version ist hier:
http://www.hydrogenambassadors.com/aae/offener-brief.html

Es ist auch eine englische Version verfügbar / english version available » english version open letter

Nun gibt es auch eine spanische Version / version lengua español » español carta abierta

 

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