Biowasserstoff-Magazin

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 Bio-Wasserstofferzeuger für den Hausgebrauch

Anfrage eines Newsletterlesers vom 22.07.2010

Betreff: Biowasserstofferzeugung

Sehr geehrter Herr Richey.

ich lese nun schon lange hier mit und stelle einmal fest: auch wir drehen uns noch immer im Kreise.
Warum? Weil wir es leider noch nicht geschafft haben, oder nicht schaffen wollen, einen kleinen Bio-Wasserstofferzeuger für den Hausgebrauch zu entwickeln und herzustellen.

Mit Sicherheit wäre der nicht toll in der Leistung, jedoch könnte er richtungweisend sein.
Ich fahre nun schon ca. 20 Jahre mit Rapsöl in zwei KFZ, obwohl es offiziell nicht geht bzw. nicht wirtschaftlich ist.

Hat man schon einmal daran gedacht, Gruppen zu bilden, die sich mit "Volksvergaser" befassen?
Auf die "große" Politik können wir nicht warten. Die werden nie etwas tun. Obwohl immer gesagt wird, dass etwas gemacht werden muss.

Ein Ansatz war einmal vor einiger Zeit bei einer Gruppe im Badischen.
Leider hat man nichts mehr hier gelesen.

Wie denken Sie darüber?

Mit freundlichen Grüßen.
K-B. D. (Name ist der Redaktion bekannt)
 Antwort Biowasserstoff-Magazin am 25.07.2010:

Sehr geehrter Herr D,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich nicht jede E-Mail ausführlich beantworten kann, da meine knappe Zeit mit der Redaktionsarbeit für das Biowasserstoff-Magazin ausgelastet ist. Gern greife ich aber Ihre Anregungen auf und leite diese an einige Gruppen weiter, die sich mit dem Thema Bio-Wasserstoff befassen.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Richey
Biowasserstoff-Magazin

Antwort von Klaus Hesse am 28.07.10:

Sehr geehrter Herr D,

es gibt bereits Kleinvergaser, allerdings nicht für Bio-Wasserstoff. Hier ein Link zum Vergaser (DTU TwoStage Gasifier) der Dänischen Technischen Universität:

http://www.sgc.se/gasification/resources/03_Ulrik_Henriksen.pdf

Der Vergaser ist eigentlich perfekt und entspricht in den wesentlichen Schritten dem von H2-Patent GmbH (www.h2-patent.eu). Auch hier wird, bezogen auf das Gas, ein Wirkungsgrad von 93% erreicht.

Nur 5 mg Teer sind am Ende der Vergasung und kleiner 1 mg nach der Reinigung noch vorhanden. Auch hier wird Wärme eingebunden in den Prozess (nur bei geringem Teergehalt möglich). Wäre das Verfahren unter Druck, so wäre es auch wirtschaftlich. 

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Hesse

(www.fwg-gross-bieberau.de/ + www.h2works.de)

Anmerkung zum DTU TwoStage Gasifier:

Es ist zwar kein Wasserstoff der erzeugt wird, aber für den Haushalt/Gemeinschaft wäre dies eine Möglichkeit Gas und Wärme zu erzeugen.

Antwort von Sebastian Muschik, H2Works am 12.08.2010:

Guten Tag Herr D.,

ich möchte mich kurz vorstellen, ich bin Sebastian Muschik, Mitbegründer von H2Works e.V. (www.h2works.org) und seit der Gründung Vorsitzender.

Ich bin 20 Jahre alt, war bis vor kurzem Schüler und habe nun mein Abitur beendet. Ab September werde ich ein Jahr lang in Kisumu/Kenia verbringen und dort in einer lokalen Organisation zur Stadtentwicklung arbeiten, die versucht die Situation in den Slums der Stadt Kisumu zu verbessern.

Nun aber zu ihrer Fragestellung, nach meinem Wissensstand kann man die Vergaser nicht in sinnvollerweise in sehr kleinen Anlagen bauen, denn es ist ja doch eine relativ komplexe Technologie die chemischen Prozesse zu steuern. Technisch wäre es wahrscheinlich nach ausreichend Forschung machbar, aber wohl zu nicht zu bezahlbaren Preisen. Die Skaleneffekte machen doch sehr viel aus. Insbesondere die Gasreinigung ist im größeren Stil weitaus günstiger. Sehr viel interessanter sind hier reverse Brennstoffzellen (die aber in der Entwicklung noch nicht so weit sind) in Kombination mit lokaler Wind/Solarenergie, die dann wirklich auch im Haus stehen könnten.

Die kleinste - mir bekannte Biomasse-Vergasungsanlage, die im Betrieb ist, ist die in Güssing mit ganzen 8MW(th), abgesehen von vielen kleinen Holzvergasern, die als "Bastlerwerk" sicherlich auch ihren Dienst tun, aber mit einer Gasqualität, die zur Wasserstofferzeugung sicher nicht geeignet ist.

Interessanter für den "Hausgebrauch" wäre da das Konzept der Bottroper Kläranlage, dort wird Faulgas (= Biogas) erst auf Bioerdgasqualität aufbereitet und dann über einen Steam-Reformer zu Wasserstoff umgewandelt. Diese Pilotanlage kann bis zu 100 Nm³/h (= ca. 300 kW Leistung) Wasserstoff erzeugen. Nun ist diese Anlage aber in 2 Standard-Containern untergebracht, auch diese Anlage lässt sich also eher nicht in den Keller stellen. Bisher hat das Projekt mehrere Millionen Euro gekostet, die Anlage meines Wissens nach etwa um die 1 Mio €. Natürlich ist das eine Pilotanlage, und die Kosten könnten noch deutlich sinken, aber wohl nicht im erforderlichen Maße.

Der große Technologiesprung ist leider nicht nur ein Vorteil sondern gleichzeitig auch das große Problem an der Wasserstoffwirtschaft. Genau deshalb ist es aber wichtig, dass wir uns für diesen Technologiesprung einsetzen.

Jedes Mal wenn ich mit dem Fahrrad die Aachener Hauptverkehrsstraßen entlangfahre, denke ich mir, dass es anders geht ohne den Gestank, den lauten Dieseln und die aufheulenden Rollermotörchen. Und ich frage mich, warum haben wir, ein sogenanntes hochentwickeltes Industrieland, noch immer nicht die Wende bekommen, wieso müssen wir uns diesen Gesundheitsgefahren noch immer aussetzen und die echte Wende ist noch nicht in Sicht, auch wenn jetzt viel vom E-Auto geredet wird, gekauft wird Diesel und Benzin, meist nicht mal Hybrid.

Ich freue mich auf einen fruchtbaren Ideen- und Wissensaustausch.

Beste Grüße
Sebastian Muschik

Antwort des Anfragers K-B. D. am 12.08.2010

Guten Tag Herr Muschik.

Vielen Dank für Ihr Schreiben.

Ich habe auf ein Schreiben von mir an Herrn Richey viele Antwortschreiben erhalten, so dass ich annehmen muss, dass die Energie- und Umweltsache in Deutschland und der Welt wirklich ernst zu nehmen ist. Dies haben uns auch wieder die Nachrichten der letzten Tage gezeigt.

Meine Auffassung von der Energieerzeugung ist, man sollte nichts alleine sehen. Das Gegenteil könnte meines Erachtens richtig sein. Wind,- Sonnen,- Bioenergie in kleineren Anlagen könnten sich sinnvoll ergänzen. Ich habe es im Gefühl, dass die großen Anlagen, die wesentlich rentabler sind, noch lange auf sich warten lassen.

Warum, - weil das "Großkapital" leider nicht darauf eingehen will.
Erst heute konnte man in der Zeitung lesen, dass EON aus Protest Kraftwerke stilllegen will, wenn die Brennelemente-Steuer kommen sollte. In  meinen Augen ist das wohl nur eine "Pressedrohung"!

Dann kann man nur hoffen, dass viele Bastler ihr BHKW im Keller fertig haben, was dann nur noch angeworfen werden muss.

Genau da passt auch der "Bastler-Wasserstoff-Generator" hin. Das wäre von der Größe Imbert-Vergaser bis zur Größe Güssing, die dann von ländlichen Maschinenringen betrieben werden.

Die Frage ist nur, wie kann der "kleine Wasserstoffgenerator" wirtschaftlich in Serie gebracht werden, auch wenn er noch nicht die Effektivität hat wie eine große Anlage. Die Großen  kommen m.E. erst dann, wenn die Stromkonzerne ihren Atomstrom nicht mehr verkaufen können, weil genug Strom selber erzeugt wird.

Sie schrieben, dass Sie eine Zeit lang nach Afrika gehen werden. das ist sehr gut, dass sollten möglichst viele tun. Ich weiß nun nicht, welchen Bildungsstand Sie sich nun schon erworben haben, aber, - wenn ich es noch einmal vor mir hätte, ich bin nun 70, würde ich erst als Volontär nach einer Biogasfirma, - und dann nach Holland - Eindhoven gehen,- dort befasst man sich mit der Holzvergasung. Dann, so würde ich mir  in Afrika das "Bedarfs-Wissen" an eignen, dann könnte man fit sein für die Schwierigkeiten, die noch in der Welt auf einen zukommen.

Dieses aber genau einzuschätzen und in die Tat umzusetzen, obliegt nun Ihnen. Und ich bin überzeugt, Sie haben die Sache schon richtig eingestuft.

Ich für mich werde wohl nächstes Jahr etwas an der kleinen Biowasserstoffanlage arbeiten. Ausgang ungewiss. Vielleicht finde ich noch ein paar andere Hobby- Entwickler und Monteure.

Ich wünsche Ihnen für Ihre Zeit in Afrika viel Glück,

MfG. K-B. D.

Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes und Wissens zu bedienen!
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