Biowasserstoff-Magazin

E-Mails an Personen und Persönlichkeiten

E-Mail an Herrn Ulf Bossel – 31.12.2007 - forum@efcf.com + ubossel@bluewin.ch

Sehr geehrter Herr Bossel,

ein Bekannter hat mir den von Ihnen verfassten Report: "Wasserstoff löst keine Energieproblem" vom April 2006 zukommen lassen. Hier einige Zitate aus demselben:

" Wasserstoff ist lediglich ein Energieträger, dessen Herstellung, Verteilung und Nutzung enorm viel Energie verschlingt." … "Langfristig wird man Wasserstoff elektrolytisch mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugen."…

"Die Umwandlung „grünen“ Stroms in Wasserstoff und dessen kommerzielle Nutzung sind jedoch mit hohen Verlusten verbunden." …

"Wasserstoff jedoch muss elektrolytisch durch Einsatz von Strom gewonnen werden."…

Zitate-Ende

Sie haben ja völlig Recht, Herr Bossel. Wasserstoff, mittels Elektrolyse unter Verwendung von Strom aus Wasser gewonnen, ist zu teuer und der Strom dafür zu schade.

Aber stellen Sie sich mal vor, es gibt eine bessere Lösung: Biowasserstoff aus Biomasse erzeugt – ohne Strom. Dieser Biowasserstoff ist billig herstellbar und daraus kann man Strom und Wärme herstellen. Wenn das dezentral geschieht, braucht man keine aufwendigen Überlandleitungen mit hohen Verlusten und von denen große Gefahren ausgehen (Mastbruch, Elektrosmog usw.).

Die Technik zur Biowasserstofferzeugung ist bekannt und funktioniert. Allerdings haben die großen Energiekonzerne und deren Lobby kein Interesse daran, weil sie dann keine dicken Gewinne mehr an Strom und anderer Energie einfahren können.

Durch diesen besseren Weg kann man aus der selbstverschuldeten Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas heraus kommen: Durch den schnellen Einstieg in die Bio-Wasserstoff-Wirtschaft.

Dem Bio-Wasserstoff gehört die Zukunft – nicht dem durch Elektrolyse mit Strom teuer erzeugten Wasserstoff. Und auch nicht dem aus Solarzellen und Windrädern, Wellenkraftwerken usw. erzeugten Strom. Der hilft allenfalls in der Übergangszeit, bis zur Einführung der Biowasserstoffwirtschaft.

Doch gerade dieser zukunftsträchtige Weg wird ignoriert – leider auch von Ihnen.

Warum?

Aus Unkenntnis? – Dem kann abgeholfen werden!

Aus Ignoranz? – Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? (Manche nennen es auch 'Stutenbissigkeit', wenn andere die besseren Ideen haben, die man dann nicht anerkennen will, weil sie nicht von einem selbst stammen) – Dem kann vielleicht abgeholfen werden.

Aufgrund von Lobbyarbeit der Energiekonzerne? – Dem könnte eher schwer, aber dennoch abgeholfen werden.

Mit der schnellen Einführung von Biowasserstoff könnte sowohl die Verschmutzung drastisch verringert werden UND es würde preiswerte Energie verfügbar sein. Nur müsste das alles dezentral geschehen und die fetten Gewinne der großen Energieversorger wären in Gefahr. Also 'vergisst' (unterschlägt) man einfach die Möglichkeit der Biowasserstoff-Erzeugung und/oder redet sie schlecht – so wie Sie das tun.

"Leiden und zahlen" für eine bessere Umwelt – aber die alten Strukturen der Energieerzeuger sollen bleiben. Nur so können diese auch in Zukunft satte Gewinne auf Kosten der Verbraucher einfahren. Das aber werden die Verbraucher nicht hinnehmen! Noch 1988 hat sich niemand vorstellen können, dass die Menschen der früheren DDR nur ein Jahr später frei sein könnten. "Wir sind das Volk" – genauso kann und wird die 'alte' Energiewirtschaft hinweggefegt, wenn sie die Zeichen der Zeit nicht erkennt und sich weiter gegen den Einstieg in die Biowasserstoffwirtschaft sträubt und sperrt. Es wird nichts nützen, die Biowasserstoffwirtschaft mit billiger und umweltfreundlicher Energie wird sich durchsetzen.

Meine Bitte an Sie: Nehmen Sie sich die Zeit, die beigefügte Information 'Warten auf Bio-Wasserstoff' zu lesen und die Gedanken aufzugreifen. Wer wäre besser geeignet, als Sie, die Idee des Biowasserstoffs aufzugreifen und verbreiten zu helfen? Warum nur auf die zweit- und drittbeste erneuerbare Energie setzen und die beste ignorieren?

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Richey

Anlage: 'Warten auf Bio-Wasserstoff'

Antwort von Herrn Bossel

Sehr geehrter Herr Richey,

Dank für Ihre Zuschrift, die uns bei der Lösung der Energiefrage jedoch nicht weiterbringt, denn mit Wunschdenken lässt sich das Problem nicht lösen.

Auch bei der Erzeugung von Wasserstoff aus Biomasse gelten die Gesetze der Physik, allem voran der Satz der Energieerhaltung. Die mit den erzeugten Wasserstoff transportierte Energie muss vorher in den Prozess hineingesteckt werden. Bei Biomasse macht das zum Teil die Natur (Sonnenlicht). Dann muss man jedoch Energie aufwenden, damit man mit Hilfe von Biomasse Wasser in seine Bestandteile zerlegt, denn 2/3 des gewonnenen Wasserstoffs stammt vom Wasser, ein Drittel von der Biomasse! Bei der Reformierung von Biomasse wird der in ihr enthaltene Kohlenstoff mit dem Sauerstoff des Wassers oxidiert. Dabei werden die Wasserstoffatome der Biomasse und des Wassers freigesetzt. Es ist nicht ganz richtig zu sagen, dass man Biomasse in Wasserstoff umwandeln kann. Richtiger wäre, dass man den in der Biomasse enthaltenden Kohlenstoff zur Reduktion von Wasser benutzt.

Also, auch wenn die Technik zur Gewinnung von Wasserstoff aus Biomasse bekannt und bewährt ist, energetisch ist sie dennoch nicht sinnvoll, denn wer braucht schon Wasserstoff? Wir benötigen Bewegung, Licht, Wärme usw. Alle Bedürfnisse lassen sich mit elektrischer Energie erzeugen. Aus Wasserstoff muss man unter hohen Verlusten (50% bei Brennstoffzelle, noch mehr bei H2-Motoren) Strom oder Bewegung erzeugen, denn nur daran ist man interessierte. Wärme sollte man besser direkt durch Verbrennung von Holz (= Biomasse) erzeugen mit fast 100% Wirkungsgrad.

Sie können die Dringe drehen und wenden, wie Sie wollen. Es bleibt immer eine miserable Energiebilanz im Vergleich zu dem, was Sie vom Land auf andere Weise an Enegie erneten können. Vom gleichen Acker kann man mit Windkraftanlagen an vernünftigen Standorten etwa 50, mit PF-Anlagen etwa 200 mal mehr nutzbare Energie (mit Ausnahme von Holz ist Biomasse selbst noch keine nutzbare Energie). Wenn wir das Energieproblem nachhaltig lösen wollen, dann muss auch die Flächennutzung bedacht werden.

Die führt automatisch zu effizienten Gewinnung von physikalsicher Energie (Strom) mittels Windkraft- und PV-Anlagen, nicht aber zum organisierten Anbau von Energiepflanzen.

Bitte überdenken Sie Ihre Vorstellungen und schliessen Sie die Physik in Ihre Überlegungen ein. Wir haben eine Enegieproblem zu lösen und sollten keinen Glaubenskrieg führen.

Ich ignoriere keinen zukunftsträchtigen Weg, sondern während der 34 Jahre meiner Beschäftigung mit nachhaltigen Energielösungen habe ich Ihre Überlegungen, die ich 1976 ebenfalls propagierte habe, schon längst zur Seite gelegt. Bitte tun Sie dies ebenfalls, damit wir das Energieproblem nachhaltig lösen können mit einer direkten Umwandlung der von der Natur angebotenen phsikalischen Energie in die vom Menschen benötigte physikalische Energie. Man braucht chemische Energie lediglich zum Essen und Trinken. Verbrennungsmotoren sind Auslaufmodelle und Zeugen der industriellen Entwicklung, die auf fossile Energieträger angewiesen war. Davon sollten wir uns verabschieden. Wasserstoff, gleich wo er herkommt, verlängert die Vergangenheit, schafft aber keine tragfähige Zukunft.

Bitte meinen Artikel noch einige Male lesen, damit Sie verstehen, um was es eigentlich geht.

Gute Wünsche zum neuen Jahr

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Ulf Bossel
European Fuel Cell Forum
Morgenacherstrasse 2F
CH-5452 Oberrohrdorf / Schweiz - Switzerland
+41-56-496-7292 (T); +41-56-496-4412 (F)
forum@efcf.com; www.efcf.com

Soweit die Antwort von Herrn Bossel. Auf eine 'Antwort auf die Antwort' und endlose Diskussionen möchte ich verzichten, verweise aber auf die Artikel: "Strom gegen Biomasse – so geht’s nicht!" und "Wasserstoffwirtschaft statt Elektronenwirtschaft" von Karl-Heinz Tetzlaff, in denen die Antworten enthalten sind.

Manfred Richey

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